Archivum Honkai: Star Rail

Kapitel 6: Lavakönigreich (Teil 2)

Fortsetzung: Artem und seine Freunde kamen auf dem Rücken eines Schmelzinsekts ins Lavakönigreich. Sie wurden herzlich willkommen geheißen. Nachdem sie die freundliche Rede von Barbicane, dem Präsidenten des Geschützentwicklungsausschusses des Lavakönigreichs, gehört hatten, wurde ihnen klar, dass ihre beschwerliche Reise sich dem Ende näherte. Anna wollte heimkehren und wünschte sich, dass Artem sie begleitete ...

...

Dalmir war verwirrt, aber er wagte es nicht, Fragen zu stellen.

Am zweiten Tag der Feier war zwischen Artem und Anna eine gewisse Spannung zu spüren.

Dalmir spekulierte, dass Artem die berauschende Atmosphäre des Fests genutzt hatte, um Anna seine Liebe zu gestehen, sie ihn letztendlich aber zurückgewiesen hatte. Er hatte schon lange geglaubt, dass die beiden ein Paar werden würden, aber die Realität hatte ihm gezeigt, dass er naiv war. Wenn er aus einer Kanone geschossen worden wäre und mehr von der Welt gesehen hätte, hätte er es vielleicht kommen gesehen.

„Ähm ... Ich habe euch heute hier zum Startplatz gebracht, um euch unseren ganzen Stolz zu zeigen. Die Vulkankanone.“

Dalmir hatte bemerkt, dass die beiden schlecht gelaunt waren. Aber er hielt es für das Beste, nicht danach zu fragen.

„Wie ich schon sagte, ist die Energie des Vulkans die Energie des Planeten.“

„Der Kern des Planeten übt immer Druck in die entgegengesetzte Richtung der Schwerkraft aus, statt immobil in der Mitte des Planeten zu verharren. Diese enorme Kompressionskraft katapultiert die Lava und andere Gase aus dem Boden heraus. Das ist die Macht des Vulkans ...“

Durch das dicke Glas schauten Artem und Anna auf die ferne Lava des Hauptvulkans.

Die Lava verhielt sich wie die Wellen eines Ozeans, sie stieg an und verebbte wieder. Aber sie war auch wie kochendes Wasser – die Gase ließen beständig Magma austreten und formten Blasen, die schnell zerbarsten. Die glühend heiße Temperatur sorgte dafür, dass die Luft ungleichmäßig heiß war. Hitzeschleier erschienen. Es war offensichtlich, dass solch eine unbeständige, brennende und grelle Flüssigkeit nicht mehr lange unterdrückt werden konnte.

Artem bemerkte nicht, dass er am ganzen Körper schwitzte.

„Unbeständigkeit, Unberechenbarkeit und enorme Stärke waren die Gründe, warum die Menschen in der Vergangenheit diese Energie nicht nutzen konnten. Aber während der Eiszeit besannen unsere Vorfahren sich anders.“

„Man sollte nicht versuchen, sie zu beherrschen. Man muss sie befreien!“

„Du hast recht, Artem! Wir sollten diese enorme Energie einfach freisetzen, wie ...“

Unisono sagten sie: „Wie ein gigantischer Furz!“

Sie lachten beide. Solche platten Witze hatte Dalmir während ihrer Reise viel gerissen.

Erst als sie den Vulkan anstarrten, der kurz vor dem Ausbruch stand, wurde ihnen bewusst, wie töricht die Erklärungen waren. Es war unfassbar, dass sie diesen übertriebenen Beschreibungen so nahe waren. Artem fühlte sich, als ob er immer noch träumte.

Anna, die hinter ihnen herlief, lachte leise.

„Der Energiebehälter oben auf dem Gipfel und die vulkanischen Beschleuniger da drüben ... Die waren kostspielig herzustellen, aber sie werden alle nur einmal benutzt ...“

Plötzlich wurde Dalmir still. Dieser Ausdruck gefiel ihm nicht.

„Ihr ganzes Leben lang haben sie sich auf diesen einen Kampf vorbereitet, aber mit nur einem Kampf lässt sich alles beweisen. Es geht nicht um einmalige Benutzung! Sie sind die ultimativen Romantiker!“

„... Romantiker ...?“

Artem hatte das Gefühl, dass sich in seiner Brust etwas löste – wie Magma, das in Bewegung gerät. Als Dalmirs Stimme leiser wurde, konnte er die Vibrationen der Erdschichten spüren – eine enorme Energie, die ihm die Einmaligkeit dieser Romanze bewusst werden ließ.

„Und hier drüben! Das ist die Kanonenkugel, mit der wir reisen werden!“

Die kugelförmige Kanzel hatte einen Durchmesser von sieben Metern und große Fenster an der Vorderseite. Im Inneren befanden sich zahlreiche präzise Instrumente, Hebel und Knöpfe, während außen waren zwei dünne Flügel befestigt waren, die sich aufklappen ließen ...

Sie sah nicht aus, als ob sie aus dem Lavakönigreich stammte.

„Kann es sein ...“

„Genau. Die Kanonenkugel wurde von den Leuten der Alten Welt gebaut. Auf der ganzen Welt gibt es nur eine einzige!“

Das Äußere war mit einem Material bedeckt, das Temperaturen von bis zu 5000 Grad Celsius aushalten konnte. Telemetrie-Kommunikationselemente, Energie, Temperaturkontrolle und andere Präzisionsausrüstung säumten die Wände im Inneren. Artem hatte schon viele Relikte aus der Alten Welt aus der Erde geholt und wusste sofort, dass dies ein Musterbeispiel der Altwelt-Technologie war – etwas, mit dem man Leute wirklich in den Weltraum befördern konnte.

„Diese Kanonenkugel ist auch eine Romantikerin, sie fliegt in den Weltraum, ohne zurückzukehren. Sie erfüllt während der Reise ihren Auftrag und schwebt dann für immer durchs Universum ...“

Erneut fühlte Artem sich, als wäre er nicht länger am Boden. Er war inmitten der strahlenden Sterne, die den Nachthimmel ausfüllten.

Anna sah den Mann an, der vor ihr stand, und wusste, dass seine Gedanken diesen Planeten bereits verlassen hatten.

Sie verstand es vollkommen. Artems Herz hatte das Firmament erreicht, das sie nicht erreichen konnte, so sehr sie es auch versuchte. Es war weit, weit jenseits der Satelleden, weit hinter dem Rand des Universums. Und so beschloss sie, sich vor der Morgendämmerung leise davonzumachen. Vielleicht würde es ihn weniger unglücklich machen.

...

Aber sie konnte es einfach nicht.

„Danke, Anna.“

Sie sah eine Silhouette auf dem Pfad, die sich deutlich vom Licht des Sonnenaufgangs abhob – es war Artem, der auf sie wartete. Sie konnte ihn also doch nicht heimlich verlassen.

„Ich bin so sehr in dich verliebt, seit du mir das Leben gerettet hast. Ich habe noch nie eine Frau gesehen, die so entschlossen, selbstständig und einfühlsam ist. Es gab reichlich Gelegenheiten für mich, dir zu sagen: Ich mag dich. Ich will den Rest meines Lebens mit dir verbringen.“

„Aber ich kann nicht bei dir bleiben. Wenn es eins gibt, das ich im Leben tun muss, dann ist es, auf Abenteuer zu gehen. Ununterbrochen. Es tut mir leid ...“

„Ich glaube, ich bin auch ein Romantiker. Ich bin bereit, alles, was ich habe, zu riskieren, um auf Abenteuer zu gehen. Es tut mir leid ...“

Tränen schossen in Annas Augen und sie verstand.

Sie verstand es bereits, als sie zu dieser Reise aufbrach. Er war einfach die Art von Mann, in den sie sich verliebte.

Bevor ihre Tränen fallen konnten, wurden sie von einer warmen Hand hinfortgewischt. Es war Artems Hand, die ihr nur zu vertraut war.

„Ich will nicht, dass du meinetwegen so viele Tränen vergießt. Aber ich habe mich bereits entschieden ...“

„Ich verstehe. Ich verstehe es vollkommen ...“

„Ich kann dir nur drei Dinge geben.“

Artem holte sein Tagebuch hervor, in dem er sorgfältig all seine Abenteuer und seine Erinnerungen mit Anna festhielt.

„Das erste ist meine Vergangenheit. Alles, was wir zusammen erlebt haben, war wirklich.“

Artem legte das Schwert, das die Königin der Gefrorenen Stadt ihm gegeben hatte, in Annas Hände.

„Das zweite ist meine Zukunft. Dies ist mein Versprechen an die Königin. Ich wünsche, dich für immer zu beschützen.“

„Und das letzte ist mein Jetzt. Ich liebe dich, Anna.“

Er küsste sie.

Sie waren so voller Leidenschaft, als wäre die Zeit in diesem Augenblick stehengeblieben und die Zukunft würde niemals kommen.

(Fortsetzung folgt)