Spektakuläre Premiere des Oratoriums „Oberste Wächterin“
Pfad der Architekten: „Oberste Wächterin“, Premierenspektakel und Blick hinter die Kulissen
Autorin: Anna
Am 13. Januar 698 führte Herr George als Antwort auf eine von der Regierung von Belobog organisierte Wohltätigkeitsveranstaltung das einmal geprobte Stück Alisa Rand im neuen Konzerthaus in der Fainkastraße zum ersten Mal auf. Auf dem Plakat für die Show stand: „Zugunsten armer Krimineller und des Charice-Krankenhauses.“ In einem Interview mit dem Kristallkurier sagte er: „Alle Einnahmen aus der Show gehen an wohltätige Zwecke. Sie werden gleichmäßig zwischen dem Kriminellen Wohlfahrtsverband und dem Charice-Krankenhaus aufgeteilt.“
George dirigierte die Vorstellung persönlich. Der gesamte Chor des Architekten Goliard war anwesend. Es war ein beispielloses Ereignis, erkennbar daran, dass die Eintrittskarten schon am Tag des Verkaufsstarts ausverkauft waren. Das neue Konzerthaus, in dem für die Premiere 1.500 Plätze ausgebucht waren, konnte die Nachfrage nicht decken. Am Tag der Premiere bat das Konzerthaus die Damen, „besser keine Kleider mit Gesäßpolster zu tragen“, und die Herren, „besser keine Schwerter zu tragen“, damit das Publikum mehr Platz hat. Insgesamt zwängten sich 1.800 Gäste in das Konzerthaus, wobei viele auf den Stufen des Ganges saßen, um die Premiere von „Oberste Wächterin“ zu sehen. Die Vorstellung war sensationell und der berühmte Musikkritiker Borovsky sagte voll des Lobes: „Es lässt sich nicht in Worte fassen, welch Überraschung und Freude durch diese wundervolle Darbietung im ausverkauften Haus herrschte.“
Am Tag nach der Premiere widmete der Kristallkurier der Show „Oberste Wächterin“ und deren Darbietung eine ganze Seite. Im Artikel hieß es: „Exquisit, grandios und sanft – wir mussten im Wörterbuch nach den elegantesten, majestätischsten und anschaulichsten Wörtern suchen, um die Freudentaufe zu beschreiben, die unsere Ohren und Seelen erlebt hatten.“ Wie versprochen spendete George alle verbliebenen Einnahmen nach Abzug der Ausgaben für das Orchester und das Konzerthaus an den Kriminellen Wohlfahrtsverband und das Charice-Krankenhaus.
Bis zum 19. Januar waren die Forderungen der Einwohner Belobogs nach einer zweiten Show immer lauter geworden. Auf Bitten der Festung Qlipoth wurde schnell eine Zugabe von „Oberste Wächterin“ arrangiert und im Goldenen Theater aufgeführt. (Im neuen Konzerthaus fanden zu dieser Zeit bereits andere Shows statt.) Die Karten waren am 18. Januar verfügbar und innerhalb eines halben Tages ausverkauft. Zu jener Zeit hielten viele Konservative ein Oratorium für das Theater unangebracht. Die Oberste Wächterin Cocolia brachte diese altmodischen Stimmen zum Schweigen, indem sie der Show persönlich beiwohnte.
Am Abend des 19., als das Orchester Alisa Rand spielte, konnte die Oberste Wächterin ihre Begeisterung nicht im Zaum halten. Sie erhob sich, um ihr Tribut zu zollen. Als sie das tat, folgte das gesamte Publikum ihrem Beispiel. Manche Kritiker denken, dass es eine unausgesprochene Regel werden wird, dass das Publikum für diesen Teil der Show künftig stehen sollte.
Nach der Show betrat die Oberste Wächterin Cocolia selbst die Bühne, um George zu danken. Es wurde berichtet, dass die Einnahmen der zweiten Show nach Abzug der Ausgaben an den Ausschuss für Kindererziehung gespendet wurden. Laut dem Kristallkurier verleiht Herr George den Werken, die er dirigiert, wahrhaftig eine erhabene, reine Bedeutung.