(I)
Hey Kumpel, ich habe gehört, dass die Erde, in der ihr diesmal Ausgrabungen durchführen werdet, ein wenig lose ist. Sei vorsichtig da draußen. Ich halte das für ein bisschen zu gefährlich.
Glaub mir und denk noch mal drüber nach. Es ist besser, nicht zu gehen, als auf die Gehaltsversprechungen des Aufsehers reinzufallen. Was bringt dir alles Geld der Welt, wenn du letztlich unter den Trümmern verschüttet wirst?
Aber du wirst nicht auf mich hören, dafür kenne ich dich zu gut. Da es eine neue Grabungsstelle ist, wette ich, dass die Notunterkunft noch nicht mal fertig ist, vom Luftfilter und den Sauerstoffanlagen ganz zu schweigen. Sei etwas besser vorbereitet und nimm Extrarationen mit.
Wir sind zusammen aufgewachsen, also wirst du bei dieser Sache auf mich hören, nicht wahr?
(II)
Ich kann dir gar nicht genug danken, mein Freund!
Weil du mich daran erinnert hast, habe ich etwas mehr Zwieback mitgenommen. Niemand hatte erwartet, dass die Mine tatsächlich einstürzt, und als es geschah, liefen die Verantwortlichen für den Bau der Stützstruktur alle davon. Der Aufseher hat mir eine beachtliche Entschädigung angeboten, wenn ich diesen Vorfall geheim halte.
Ich erzähle dir, was passiert ist.
Wir Bergarbeiter haben ein Auge für solche Dinge. Unser vorläufiger Bunker war mit mehr Schichten verstärkt. Als der Tunnel einstürzte, waren wir nicht allzu weit vom Bunker entfernt. Bis auf einen Mann, dessen Bein zertrümmert wurde, hatten die meisten von uns Glück.
Die beste Vorbereitung auf einen Minenunfall ist, gar keinen zu haben. Zusätzlichen Zwieback mitzunehmen, bringt da überhaupt nichts. Wir waren noch nicht gerettet worden und unsere Rationen waren bereits aufgebraucht.
Aber wir mussten uns eine Möglichkeit überlegen, wie wir überleben konnten. Eins unserer Teammitglieder fing irgendwo sieben oder acht Kristalleidechsen. Uns blieb nichts anderes übrig, als sie zu essen. Ich hatte noch nie welche gegessen, aber es ist angeblich, als würde man ein Paar Stiefel kauen, die der Aufseher
Aber wir mussten überleben.
Wir konnten ein Rezept zusammenstellen, das sich als ziemlich gut erwies. Hier ist das Rezept für Kristalleidechsen-Satay.
Ein kleiner Beutel zerbrochene Stücke des komprimierten Fünf-Gewürze-Kuchens
Übrig gebliebenes Dressing eines Wildfarnsalats
Brotkrümel, auch vom Boden des Beutels zusammengekratzt
3 g Steinsalz
Fleisch von 7 Kristalleidechsen. Denk daran, alle Kristalle aus dem Fleisch zu lösen, sonst gibt das schlimme Zahnschmerzen.
Vermische die Gewürze, das Dressing und die Brotkrümel und mariniere das Eidechsenfleisch mit der Mischung. Versuche möglichst, keine Eidechsenflüssigkeit hineinlaufen zu lassen, sonst schmeckt das Ganze wie Medizin. Der üble Geschmack rührt von den Absonderungen her.
Warte nun einfach bis zum nächsten Tag, dann ist das marinierte Fleisch zarter. Andernfalls ist es echt, als würde man auf Schuhsohlen herumkauen.
Schneide als Nächstes schon mal ein paar Holzspieße aus den zusätzlichen Holzstützbalken. Weiche die Spieße im Untergrund-Wasser ein und spieße dann das Fleisch darauf. Einer der Kameraden hat ein paar Kandierte Pilze gefunden, also haben wir sie für etwas mehr Aroma zwischen dem Fleisch aufgespießt.
Streue zu guter Letzt mehrmals etwas Salz und Hammerschotenpulver auf das Fleisch, während es brät.
Wie schlecht das Fleisch auch schmeckt, solange man Salz und scharfes Hammerschotenpulver hat, kriegt man es runter.
Das Lustigste an der Sache war, dass wir gerade essen wollten, als das Rettungsteam den Rettungstunnel aushob. „Wir haben versucht, euch so bald wie möglich zu retten, und ihr sitzt hier und esst Saté!“
Probier’s bei Gelegenheit mal. Überraschenderweise war es gerade so genießbar.
(III)
Es freut mich zu hören, dass du überlebt hast, mein Freund.
Ich bewundere, dass du so optimistisch geblieben bist, obwohl du so lange dort unten eingeschlossen warst.
Ich habe das Kristalleidechsen-Rezept ausprobiert, das du mir gegeben hast. Dieser Geschmack ... Willst du mich umbringen?
Wenn du Zeit hast, geh mal zu Natasha. Irgendwas stimmt nicht mit deinen Geschmacksknospen.
Wir sind zusammen aufgewachsen, also wirst du bei dieser Sache auf mich hören, nicht wahr?