Archivum Honkai: Star Rail

Pharmakologische Studien zur Drachenwallung

Bevor wir über die Pharmakologie des Arzneitranks der Drachenwallung sprechen, müssen wir einen Schritt zurückgehen und die Prinzipien der Langlebigkeit diskutieren.

Für die meisten Lebewesen aus Fleisch und Blut in der Galaxie ist Langlebigkeit oft ein Hinweis auf etwas anderes: Krebs. Zellen, die sich über ihre vorgesehene Lebensspanne und Ordnung hinaus vermehren, unsterblich werden und den Körper des Wirtsorganismus verzehren, bis beide zugrunde gehen.

Tatsächlich sind einige Krebszellen nach Zehntausenden von Jahren der Evolution so mutiert, dass sie in der Lage sind, unabhängig von einem Wirtsorganismus zu leben und sogar andere Lebewesen mit ihrer Langlebigkeit anzustecken. Im Jahr 7142 des Sternenkalenders brach auf dem Planeten Yaguoret, der unter der Herrschaft der Intelligenzia-Gilde stand, eine schwere Seuche aus. Wie sich später herausstellte, handelte es sich bei dem Überträger um eine Art Krebszelle, die von einem Lebewesen aus dem Unterstamm der Blumentiere stammte und durch eine zufällige Mutation die Fähigkeit erlangt hatte, andere Spezies zu befallen.

Aus rein medizinischer Sicht bestehen wir langlebigen Spezies ausschließlich aus unsterblichen Zellen und halten dennoch ein Gleichgewicht in unserem Körper aufrecht – quasi eine unmögliche Leistung.

Um es einfach auszudrücken: Das Geheimnis der Einheimischen von Xianzhou und der Foxianer besteht darin, dass sich unsere Zellen bei Bedarf in differenzierte Zellen oder in Stammzellen umwandeln können. Diese Wandelbarkeit unterliegt bestimmten Regeln, die niemals auch nur einen einzigen Fehler zulassen.

Die Bedingung für diese Umwandlung ist das größte Geheimnis der Welt. Sie richtet sich nicht nach dem Hormonspiegel oder anderen Parametern, sondern nach einem „Standard“, der mit der Geburt des Individuums unabänderlich festgelegt wird. Während die Zellen zwischen Differenzierung und Omnipotenz wechseln, bleiben die körperlichen Eigenschaften der Person für immer auf ihrem ursprünglichen „Standard“.

Wir nennen dieses Phänomen, das den Grundannahmen der Biologie widerspricht, das Wunder des Schöpfers der Plagen. An einem bestimmten kritischen Punkt im Lebenszyklus einer langlebigen Spezies tritt diese Macht des Schöpfers der Plagen plötzlich in ein neues Stadium ein – der ursprüngliche Standard wird überschrieben und der Körper beginnt, sich auf verheerende Weise zu verändern. Letztendlich wird ein zivilisierter „Mensch“ zu einer „Ausgeburt“ ohne jeden Verstand. Das, was wir gemeinhin auch als „Mara-Opfer“ bezeichnen.

Häufig wird angenommen, dass die Quelle der Unsterblichkeit der Vidyadhara eine andere ist als die des Volks von Xianzhou und der Foxianer. Die Vidyadhara haben ihre Unsterblichkeit nicht durch den Schöpfer der Plagen erlangt. Sie sind die Nachkommen von Long dem Drachen, und deshalb liegt ihnen die majestätische Beständigkeit im Blut.

Aufgrund dieser einzigartigen Eigenschaft unterscheidet sich der Lebenszyklus der Vidyadhara auch von dem anderer langlebiger Spezies. Ihr Leben, das darin besteht, in einem unendlichen Zyklus vom Reife- ins Kindheitsstadium zurückzukehren, beruht auf einer kontinuierlichen zellulären Transdifferenzierung. Das ist der Grund, warum die Vidyadhara nicht mit den Leiden der Unsterblichkeit zu kämpfen haben, die anderen langlebigen Spezies zu schaffen machen.

Das Grundprinzip des Arzneitranks der Drachenwallung ist es, seine drakonische Kraft in einen anderen Organismus zu übertragen. Daiyu-Engelwurz, Frost-Maulbeeren und mondleuchtende Seegurke ... All diese Zutaten dienen nur einem Zweck, nämlich die Stammzellen im Knochenmark der Vidyadhara zu erhalten und wiederzubeleben, damit es nach der Injektion im Körper des Wirtes fortbestehen kann.

Diese Arznei kann bei langlebigen Spezies Mara auf eine besser kontrollierbare Art und Weise auslösen, sodass die Organe mit der Hilfe der Drachen „kontrollierter außer Kontrolle geraten“, anstatt durch die Macht des Urhebers der Plagen willkürlich zu wachsen. Der Wirtsorganismus würde dann die gleichen Fähigkeiten erlangen, die sonst nur Mara-Opfern vorbehalten sind, aber ohne Veränderung des Verstands.

Was kurzlebige Spezies betrifft, so würde diese Arznei die Kraft der Drachen gewaltsam in ihren Körper übertragen. Die brutale Transplantation würde für kurze Zeit eine rasche Steigerung ihrer körperlichen Fähigkeiten bewirken und ihre fragile Physiologie erheblich verbessern. Sobald die Zellen von Longs Sprösslingen jedoch alle dem Immunsystem des Wirts zum Opfer gefallen wären, wäre ein fataler Kollaps des Organismus die Folge. Das Einzige, was diese Entwicklung aufhalten oder aufheben könnte, sind die anderen Wundermittel, die von den Jüngern des Sanctus Medicus entwickelt wurden.

Wie ich bereits erwähnt habe, hat mich der Thron der göttlichen Vorsehung damit beauftragt, die Pharmakologie dieses Arzneimittels zu analysieren, um ein Gegenmittel zu entwickeln – aber es gibt kein „Gegenmittel“ für den Arzneitrank der Drachenwallung. Im Kern der Pharmakologie dieses Arzneimittels steht die gezielte Auslösung von Mara in Menschen mit der Kraft der Drachen.

Wenn wir ein Gegenmittel für ein solches Arzneimittel herstellen könnten, würde das dem Marabefall viel von seiner Bedrohlichkeit nehmen.

Dan Shu