Das Xianzhou-Chordofon gehört ebenfalls zur traditionellen Volkskunst. Der Name leitet sich davon ab, dass der Auftretende gleichzeitig das Instrument spielen und rezitieren muss. Das Ziel der Texte und Raps dieses Stils ist es, die lebhafte Atmosphäre des täglichen Markttreibens nachzuempfinden. Dabei kommt hauptsächlich Umgangssprache zum Einsatz, die zum Teil noch nicht einmal einem richtigen Reimschema folgt. Die Themen reichen von längst gefallenen Helden bis hin zu leidenschaftlichen Liebesgeschichten.
Meiner bescheidenen Meinung nach ist das Xianzhou-Chordofon eine der schwierigsten Formen der örtlichen Volkskunst: Wer damit auftreten möchte, muss nicht nur wortgewandt sein, sondern sein Publikum auch zu begeistern wissen. Ein einzelner Darsteller muss viele verschiedene Rollen spielen und jedem davon allein durch seine Sprache und seinen Rap Leben einhauchen.
Und das ist noch nicht alles, denn man nennt es ja nicht umsonst „Chordofon“. Natürlich ist es eine Grundvoraussetzung, dass man das Xianzhou-Chordofon unheimlich gut spielen kann. Obwohl das Instrument nur drei Saiten hat, kann ein Xianzhou-Chordofon-Darsteller damit Tausende unterschiedliche Stimmungslagen, Szenen und Emotionen zum Ausdruck bringen. Hierfür reicht es nicht, nur ein paar Töne auf dem Chordofon spielen zu können.
Als ich noch jung war, habe ich Meisterin Qijus Chordofon-Erzählung „Jing Yuans erste Jagd“ gehört. Und mit „jung“ meine ich noch nicht mal
Jetzt ist Meisterin Qiju bereits in die Halle des Karmas eingezogen. Einige neue Darsteller haben ihr Handwerk über Jahrhunderte hinweg perfektioniert, um dieses Meisterwerk ebenso gut aufführen zu können. Aber ich bevorzuge immer noch ihre Interpretation von „Jing Yuans erste Jagd“ und würde sie nur zu gern noch einmal hören.